Alice Springs und unsere "wilden Freunde"

25.01.2015 15:22

Ein herzliches Hallo nach Hause!

Wie schnell die Zeit doch vergeht – da ist der erste Monat im neuen Jahr also schon wieder rum!

Rückblickend kann man sagen, wir haben bereits einiges erlebt; sei es der Fallschirmsprung aus 14.000 Fuß, nächtliche Fahrten im Outback mit überfluteten Straßen und wilden Tieren am Straßenrand, der Besuch in einem Zug-Restaurant, der Aufstieg auf einem stillen Vulkan, die Bar der Reisenden, (hier wird allmöglich Persönliches hinterlassen, um zu symbolisieren, dass man „hier“ war) und schließlich Alex 30. – ääähm, ich meine natürlich seinen 25. Geburtstag am und auf dem Ayers Rock und zwei Jobs für die nächsten Monate.

Alex hatte euch ja bereits erzählt, dass wir die Jobs im Hotelcasino bekommen haben, und in wenigen Tagen anfangen können. Zusätzlich können wir (ehrlich gesagt nur ich) in dem Caravanpark - in welchem wir nun schon die 3. Woche wohnen, Sonne und Pool genießen - die öffentlichen Bereiche (Bad, Campküche und Wäscherei) putzen, um uns die Miete zu sparen. Wäre ja langsam mal nicht schlecht, aus dem Minus raus zu kommen, welches rein finanziell ist – denn erlebnistechnisch ist das Jahr, diese Reise, ein ganz klares Plus! Aber nun gut…

Wir haben uns nun auch ein Zelt zugelegt, da es, im Vergleich zum Auto, etwas mehr Platz zum Schlafen bietet, und wir mit unseren zukünftigen Schichten im Hotel nicht nur auf Klappstühlen sitzen müssen, wenn einer von uns schon auf Arbeit fährt, während der andere noch Zeit hat… Aus praktischen Gründen haben wir uns hier für ein 6-Mann-Zelt entschieden, denn zum einen werden die Größen hier anscheinend nach sehr kleinen Menschen bemessen, sodass wir in einem 2- oder 3-Mann-Zelt wohl kaum ausreichend Platz hätten, bei dem langen Mann an meiner Seite, und außerdem haben wir so genügend Platz für unsere gemütliche Matratze, sowie den ganzen Kram, den wir mit uns rumschleppen. Für unsere Verwendung derzeit also ideal, ich möchte mich aber nicht vorstellen, wie hier 6 Personen schlafen sollen…

Wie Alex auch schon angedeutet hat, treffen wir hier nun auch auf Krabbelgetier, was uns zugegebenermaßen manchmal kurz aufschrecken lässt. Klar, wissen wir, dass wir uns in Australien, und damit auf dem giftigsten Kontinent befinden, aber wenn man dann manchen Tieren wirklich einfach mal so gegenüber steht, wird’s manchmal schon mulmig. Innerhalb weniger Tage haben wir am Auto, am Zelt und in der Innenstadt von Alice Springs mehrere Huntsman Spinnen (die sind echt groß, aber zum Glück ungefährlich!!) und die giftige Redback Spinne gesehen und heute haben wir dann eine weitere giftige Spinne an unserem Zelt gefunden. Ist dann immer gut, wenn man sie rechtzeitig sieht und sich noch schnell mit einem Schuh oder schweren Buch bewaffnen kann.

Einen Abend hatte es uns dann wegen einer plötzlichen (Heiß-) Hungerattake zum großen goldenen M gezogen. Wir steigen also unbesorgt ins Auto und fahren los. Bis Alex sich auf einmal erschreckt und fragt, was das Große im Seitenspiegel gewesen sei – da hätte sich was bewegt. In halber Verrenkung nach hinten, sah ich dann ans hintere Seitenfenster. Hockte da doch echt eine handtellergroße Huntsman! Ganz schnell waren unsere Fenster zu, ausgestiegen sind wir dann mehr als vorsichtig, da sie sich bis zur Ankunft am Schnellrestaurant am hintersten Fenster verkrochen hatte. Naja, der Schrecken war groß und die Spinne, trotz der Größe eigentlich ganz niedlich. Ich taufte sie Eddy, kam mir als erstes in den Sinn. Wir fuhren also zurück, immernoch mit geschlossenen Fenstern, bis wir im Caravan-Park dann feststellen mussten, dass wir Eddy auf der Rückfahrt verloren hatten. Armer Eddy! 

Vor einigen Tagen haben wir uns dann mal ein wenig Kultur und Historie gegönnt.

So waren wir im „Old Ghan Rail Museum“, wo der berüchtigte Alte Ghan Zug und einige alte Wagons dessen ausgestellt sind. Ab dem Jahr 1877 wurde eine Eisenbahnstrecke gebaut, welche die Strecke zwischen Adeleide und Darwin bedienen sollte und es dauerte 50 Jahre bis man dann erst einmal in Alice Springs angekommen war. Die letzten 1500 km nach Darwin sind erst seit 2004 befahrbar – ziemlich lange Zeit für eine Zugstrecke!

Leider war hier die Kasse nicht geöffnet, sodass wir uns das Outdoor-Museum weitestgehend von außen ansahen, ohne Absperrungen überklettern zu müssen und ohne, dass man unser Geld haben wollte. Desweiteren sahen wir alte, wirklich alte Autos, die der Bezeichnung Rostlaube gerecht wurden, in der „National Road Transport Hall of Fame“ und besichtigten das Flugzeugwrack der Kokkaburra im Zentral Australischem Luftfahrtmuseum & der Kokkaburra Gedenkstätte.

Gestern haben wir einen Ausflug in die East MacDonnel Ranges unternommen, eine Bergkette, die Alice Springs nach Westen und eben auch nach Osten über 120 km einsäumt. Hier konnten wir dann einige Malereien der Ureinwohner an Felswänden bestaunen, und enge Schluchten und Gesteinsformationen sehen, die mehrere Millionen Jahre alt sind.

Gleich am ersten Punkt, der Emily Gap, halfen wir dann einem Liegengebliebenen mit einer Überbrückung und brachten so sein Auto wieder zum Laufen. Gute Tat im neuen Jahr vollbracht!

Weiter ging es dann über das Corroboree Rock Conservation Reserve, mit einer Ansammlung von merkwürdig geformten Gesteinsbrocken, zum Trephina Gorge Nature Park. Der Weg führte uns vorbei an feinem roten Sand, weißen Eukalyptusbäumen und frisch ergrünten Wiesen, durch ein ausgetrocknetes Flussbett über Stock und Stein bis hin zur Schlucht und kühlenden Wasserlöchern, welche zum Schwimmen und Abtauchen einluden. Da wir wahrscheinlich wieder um die 40 Grad verzeichnen durften, kam uns diese Abkühlung sehr gelegen, wie ihr euch sicher vorstellen könnt.

Man musste durch das erste natürliche Wasserbecken schwimmen, um das zweite und hauptsächliche Wasserloch zu erlangen. Und wer an der Bergwand entlang kletterte, kam dann auch noch zu einer dritten, weiter oben gelegenen Badestelle. Und von dort aus, ging es sogar nochmals eine Stufe nach oben. Ist gar nicht so einfach gewesen, wenn man an solchen Stellen zittrig und sich halb in die Hose machend unterwegs ist. Für mich war der dritte Abschnitt schon ein Krampf, also hab ich den vierten dann vorausschauend ausgelassen. Alex konnte oben dann wieder die Aussicht und das kühle Nass genießen. Ja, und wie kommt man wieder runter? Springen natürlich! Und auch wenn man das weiß, bevor man dort hinauf klettert, so dauert der Absprung dann manchmal doch ein paar Minütchen länger, bis vor allem ich mich dann überwunden habe. Manchmal hilft da nur Kopf ausschalten!

Nachdem wir genug Abkühlung genossen hatten, denn das Wasser war echt kalt, folgten wir der schönen Hügel- und  Berglandschaft, bis wir zur Geisterstadt Arltunga kamen, welche nach dem Goldrausch in den 1920er Jahren verlassen wurde. Laut unserem Reiseführer sollte es hier ein paar schöne alte Ruinen von Häusern damaliger Zeit geben und verlassene Mienen. Hört sich ja jedenfalls schon mal interessant an, dachten wir – und wenn es schon seinen Weg in diesen dicken Reisegefährten geschafft hat, muss es da ja echt was zu sehen geben – dachten wir! Gefunden haben wir weit verstreute Ruinen, die kaum noch existent waren, da sie nur noch wenigen Steinen bestanden und kaum zu erkennen waren, wenn man nicht fast drüber fiel. Wirklich viel ließ sich hier also nicht mehr erkennen. Im Informationszentrum gab es zwar keine Angestellten, dann doch ein paar wenige, aber interessante alte Ausstellungsstücke, vornehmlich Gebrauchs- und Alltagsgegenstände.

Allerdings brachen wir diese Möchte-Gern-Geisterstadt vorzeitig ab. Es war einfach zu wenig zu sehen, und durch die lokale Zerstreuung der einzelnen Stätten, hatte man auch kein wirkliches Gefühl für diese „Stadt“ und das damalige Leben dort. Schade!

Am 27. Januar ist hier sozusagen Nationalfeiertag – der „Australian Day“. Wir sind gespannt, was dann hier so veranstaltet wird, sicherlich wird man hier ähnlich groß feiern, wie in den Staaten zum Independence Day. Wir werden berichten.

Mal sehen, was wir die nächsten Tage so anstellen, sicherlich nicht viel. Alex wird wohl die letzten freien Tage genießen, bevor er wieder in einer Hotelküche superleckeres Essen zubereiten darf und das sei ihm herzlich gegönnt. Bis mein Hotelalltag dann wieder los geht, putze ich weiterhin jeden zweiten Tag im Van-Park, so schrumpft wenigstens die Miete auf ein Minimum.

Ich bin gespannt, was uns so erwartet, ob es gravierende Unterschiede zu der Hotelarbeit in Deutschland gibt. Auf jeden Fall ist es ein riesiges Haus – 215 Zimmer, 3 Restaurants, 2 Bars, 1 Cocktaillounge, 1 Casino und ein Veranstaltungszentrum für über 1200 Personen – wow!

Aber ich muss sagen, ich freue mich riesig darauf wieder Hotel- und vor allem Rezeptionsluft zu schnuppern.

Wir werden auch hier auf jeden Fall berichten, wie es so läuft und verabschieden uns jetzt erst einmal mit einem Sprung in unseren kühlen Pool.

Fühlt euch gedrückt, wir bräunen und schwimmen eine Runde für euch mit.

 

P.S.: Ach, bevor ich es vergesse!

Solltet ihr irgendwelche Fragen haben, die wir euch beantworten können, in Bezug auf das Leben in Australien oder sowas, dann immer her damit. Wir nehmen uns gerne die Zeit und schauen, dass wir es bestmöglich beantworten können.

Wir sehen uns im Gästebuch! ;-)