Fiji Inseln… Sind die nicht in Europa?

13.10.2014 14:25

Guten Tag meine Lieben.

Da Maria schon die letzten zwei Einträge geschrieben hat, bin ich jetzt mal wieder dran.

Am Freitag hatten wir unseren letzten Tag auf der Tomatenfarm…endlich!

An sich ging das Pflücken nach der zweiten Woche etwas leichter von der Hand, aber die Rückenschmerzen wurden dadurch nicht gemildert. In der zweiten Woche habe ich tatsächlich schon 27 Eimer pflücken können. Laut der festangestellten Pflücker, die ich liebevoll „Ninjas“ genannt hatte, warum da komme ich gleich zu, könnte ich, wenn wir noch zwei Wochen geblieben wären locker meine 35-40 Eimer am Tag pflücken. ($ 5,50 pro Eimer)

Die „Ninjas“ sind ein asiatisches Ehepaar, welches schon seit 6 Jahren auf der Tomatenfarm arbeitet und an einem guten Tag ungefähr 90 Eimer pflückt. In den ersten Tagen haben diese zwei kein Wort mit jemandem geredet. Die Frau lief schon seit dem Eintreffen auf der Farm mit einem Hut rum, an dem ein Schleier, bzw. ein rundum-Sonnenschutz angebracht war. Man konnte wirklich nur ihre Augen sehen, wenn sie uns gegenüber stand… man wusste nicht, ob sie lächelt, weint, grinst oder traurig ist… komplett ausdruckslos.

Da wir nicht wussten, wie die Zwei hießen, hab ich sie einfach „Ninjas“ genannt. Nach ein paar Tagen waren es unter fast allen Pflückern nur noch die „Ninjas“. Am vierten oder fünften Tag hab ich mich ganz kurz mit dem Mann über die Tomaten unterhalten… worüber denn auch sonst… am nächsten Tag haben wir etwas in den Pausen gequatscht… und siehe da, es ist ein super nettes Ehepaar (Maggi und Shyam), mit denen man quatschen konnte und die mir sogar Tipps zum Pflücken und für Australien allgemein gegeben hatten. Als sie erfahren hatten, dass Maria und ich die Farm verlassen würden, hat Shyam mir sogar ein Angebot gemacht, dass wenn wir nochmal in der Nähe sind und noch für eine oder zwei Wochen Arbeiten möchten, ich mich bei ihm melden soll. Er würde das so organisieren, dass wir nicht mehr in einem „Working-Hostel“ bleiben müssten, was verdammt teuer ist, sondern entweder im eigenen Auto oder bei Ihnen Zuhause schlafen könnten.

Wenn man in einem Hostel nächtigt, lernt man so viele Menschen kennen. Zwei Mädels haben wir an unserem ersten Arbeitstag kennen gelernt und die ganzen zwei Wochen zusammen gearbeitet, gelacht, sich über die schmerzenden Rücken und Knie unterhalten, Macadamianüsse geknackt, gegessen und und und… Verena und Larissa… Das bayerische Duo… Aber es gibt auch andere Personen, die man zwangsweise kennen lernt… auch wenn man es gar nicht möchte. Wenn man den drei Mädels mal zugehört hatte, hatte man den Gedanken „der Norden ist verloren“. Denn sie kamen aus Cuxhaven. Ihr denkt vielleicht ich übertreibe, aber ich habe euch mal ein paar Kommentare von denen gesammelt, die ich bei einem Abendessen aufgeschnappt habe:

„Kann mal bitte jemand meine Nudeln probieren, ich weiß nicht, wann sie gar sind!?“

„Oh Gott, 12 Stunden auf dem Feld, ich habe noch nie in meinem Leben gearbeitet, wie soll ich das schaffen?!?“

„Wir haben heute nur 5 Eimer geschafft! Aber wir haben heute auch eine Stunde kürzer gearbeitet!“

„Boah, ich hasse Hunde. Hunde sind soo dumme Tiere“

„Fiji-Inseln…sind die nicht irgendwo in Europa?“

Und jetzt noch einer, der von der Person stammt, die im Glauben ist, dass die Fiji-Inseln zu Europa gehören:

„Boah ich hätte voll Bock Jura zu studieren, das macht bestimmt voll viel Spaß“.

Falls ihr denkt, dass ich mit den Aussagen übertreibe, kann ich garantieren, dass das der O-Ton war.

Traurig!

Unsere nächsten Pläne führten uns nach Closeburn, wo wir ein „Vorstellungsgespräch“ für das sitten eines Hauses haben. Über eine tolle Webseite hatten wir eine Familie gefunden, die uns in ihrem Haus schlafen lässt, solange sie verreisen. Was wir tun müssen ist wahrscheinlich auf ihre zwei Esel und Hühner aufzupassen. Da das Gespräch erst am Dienstag war, durften wir die Nacht von Montag auf Dienstag endlich wieder in unserem Auto verbringen. Man glaubt es nicht, aber da haben wir uns wirklich darauf gefreut, weil das einfach super gemütlich ist!

Als wir in Closeburn angekommen sind, haben wir uns gedacht, dass es hier total einfach sein wird einen Parkplatz oder Campingplatz zu finden, wo wir schlafen könnten. Das Städtchen ist recht ländlich gelegen. Das Problem dabei war nur, dass fast jedes Haus, was hier steht ein riesiges Grundstück besitzt und das Anwesen darauf (Anwesen ist nicht übertrieben) darauf trotzdem sehr klein scheint. Deswegen bestand die ganze Stadt aus Privatgrundstücken, wo man natürlich nicht parken durfte. Dennoch haben wir einen gemütlichen Park gefunden. Nach ein paar auf dem Lagerfeuer gerösteten Weißbrotscheiben und Marshmellows  hatten wir es uns in unserem Auto gemütlich gemacht und Karten gespielt, bis wir auf einmal ein Auto auf den Parkplatz auffahren hörten.

Und ich sage es euch schon mal im Voraus… wenn euch ein Polizist fragt, egal in welchem Land ihr gerade seid, was du hier machst, ist „Wir haben gerade am Lagerfeuer ein paar MUSHROOMS (PILZE) gebraten“,  sowas von die falsche Antwort.

Als die zwei netten Uniformierten mit ihrer Taschenlampe in unser Auto leuchteten und ich die Tür aufmachte, haben sie uns ausgefragt, was wir machen und wo wir schlafen würden. Und auf die Frage, was wir hier gemacht haben, wollte ich halt sagen, dass wir am Lagerfeuer was gegessen und ein paar Marschmellows gebraten haben. Aber vor Aufregung hatte ich nicht Marschmellows sondern Muschrooms gesagt. Man konnte förmlich sehen, wie die Nettigkeit aus den Gesichtern der Polizisten glitt. Da wir uns aber direkt korrigiert hatten, hatten auch die zwei was zu lachen gehabt und uns noch eine schöne Nacht gewünscht. Die haben wir zwar an einem anderen Parkplatz verbracht aber es war genau so gemütlich.

Als ich das geschrieben habe, hatten wir Dienstagvormittag. Wir lagen in unserem Auto hinten auf der Matratze, genossen die Ruhe, Maria war gerade ein Buch am lesen und ich spürte die warme Sonne auf meiner verbrannten Schulter…aber es war mir egal J

Macht es gut, Ihr daheim gebliebenen…

PS: Wenn ich mir endlich mal ein Ladegerät für meinen Laptop gekauft habe, wird es demnächst wieder ein paar Bilder zu betrachten geben…